Im Februar 2017, einen Monat vor meinem Geburtstag, befand ich mich in Korb, einer kleinen Gemeinde im Rems-Murr-Kreis, die seit einigen Jahren mein fester Wohnsitz war.

Zu dieser Zeit sah ich mich zahlreichen Schwierigkeiten gegenüber: Ich wurde bestohlen, beleidigt und mehrfach von meiner Vermieterin zum Suizid aufgefordert. Da ich in Deutschland niemanden fand, der mir Glauben schenkte oder helfen wollte, und ich zu diesem Zeitpunkt entmündigt war, verschärfte sich die Situation weiter. Ich spürte das dringende Bedürfnis nach einer Auszeit, einfach zu fliehen und an einem ruhigen Ort Frieden zu finden. Der entscheidende Moment kam, als meine Vermieterin vor meiner Tür stand und rief: „Du dummes, asoziales Russenpack, verpiss dich, wo du hingehörst.“ Dieser Vorfall markierte für mich den Wendepunkt, an dem ich meine Wurzeln erkunden und eine Reise antreten musste.

Es war der Moment, als ich meinen Rucksack packte und mich per Bus, Anhalter und zu Fuß auf den Weg nach Osten, zum Grundstück meiner Großeltern, machte. Dieser Schritt war der Anfang eines neuen Lebens, dessen Tragweite mir damals noch nicht bewusst war. Nach meiner Rückkehr landete ich in einem Interview mit einem Journalisten, der einen Artikel über Migration schrieb und mich darin erwähnte – ein weiterer entscheidender Punkt, der später mein Leben radikal verändern sollte.

Bis zum Ende des Jahres reiste ich häufig zu Orten, an denen ich Ruhe fand, wo ich nicht terrorisiert wurde und als Mensch akzeptiert war. In Deutschland war ich entmündigt, hatte keine Rechte und war Sklave, der viele Jahre unter Gewalt und Terror litt. Im 21. Jahrhundert Sklave in Deutschland zu sein, erschien mir zunächst unglaublich, doch meine eigenen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass es möglich ist. Dadurch stellte ich das System in Frage und mein Kampf um Freiheit schien aussichtslos.

Nachdem meine Vermieterin mein gesamtes Eigentum gestohlen und über eBay verkauft hatte und ich die Gerichtsverhandlung am Amtsgericht Waiblingen verlor, war dies der Punkt, an dem mein Leben in ein vollständiges Nomadenleben überging. Ich war verletzt und enttäuscht, dass der Richter die Rollen von Opfer und Täter vertauschte und mich für schuldig erklärte. Er wies mich mit einer Verfügung in ein Asyl in Korb ein und forderte mich auf, meinen deutschen Pass abzugeben, da er mir diesen nicht entziehen durfte. In der Gemeinde Korb musste ich ein Schreiben unterzeichnen, das besagte, ich habe nur eine Staatsbürgerschaft, und dieses musste ich in den folgenden Monaten noch mindestens fünfmal unterschreiben.

Deutschland hatte mich schwer verletzt und enttäuscht. Ich hatte keine Rechte, war als Entmündigter in einem Asyl untergebracht, wo ich nicht hineinpasste, und die Probleme drohten zu eskalieren. Mein Besitz war aufgelöst, und ich verließ das Asyl nach 24 Stunden. Seitdem bin ich nie zurückgekehrt. Damals fand ich jemanden, der mir finanziell half, sodass ich mir einen Rucksack und Kleidung kaufen konnte – ich war frei. Zwar war ich weiterhin entmündigt, aber ich war aus der Sklaverei entkommen.

Als ich zu einem späteren Zeitpunkt im Sommer 2018 nach Deutschland zurückkam, musste ich feststellen, dass gegen mich eine polizeiliche Ermittlung lief. Wie so oft wurde ich für Dinge beschuldigt, die nicht stimmten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, worum es genau ging. Während eines Telefonats erhielt ich eine Vorladung, mich an einem bestimmten Datum im Polizeirevier Waiblingen zu melden.

Mein erster Termin fand jedoch nicht statt, da der zuständige Kripo-Beamte an diesem Tag krankgemeldet war, wie mir seine Kollegen mitteilten. Ich wurde nach Hause geschickt, aber nicht, ohne eine seltsame Szene zu erleben: Ein Polizist geriet kurz aus der Fassung, als er meine Akte sah, und musste von seinem Kollegen beruhigt werden.

Beim späteren Termin wurde ich von einem neuen Beamten empfangen, der den Fall übernommen hatte. Er führte mich in einen Raum, wo man meine Fingerabdrücke nahm, Fotos von mir machte und mich aufforderte, mich auszuziehen. Anschließend zeigte man mir Bilder von militärischen Waffen und fragte, ob diese mir gehörten. Am Ende des Verhörs wurde mein Telefon beschlagnahmt. Der Beamte tippte etwas in mein Telefon und arbeitete gleichzeitig am Computer. Danach wurde ich entlassen, mit der Aufforderung, erreichbar zu bleiben, da man sich bei mir melden würde.

Als ich nach drei Monaten nichts mehr von der Polizei gehört hatte, ging ich zurück, um nach dem Stand der Ermittlungen zu fragen. Zu meinem Erstaunen konnte mir niemand Auskunft geben. Es wurde mir sogar mitgeteilt, dass es keinen Fall gegen mich gebe und nie gegeben habe. Man schickte mich unfreundlich fort.

Ich verließ das Revier, nicht überrascht von dieser Erfahrung, denn falsche Beschuldigungen waren mir bereits vertraut. Ich setzte mein Leben als Nomade fort. Bis heute war dies der letzte Fall solcher Art, und es gab keine weiteren Anschuldigungen gegen mich.

Im Sommer 2019 wurde mir dann mitgeteilt, dass ich angeblich wieder frei sei und die Entmündigung aufgehoben worden sei, was mich jedoch nicht interessierte. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich weit im Osten, und Deutschland war für mich weit entfernt. Ich hatte meine Freiheit zurückgewonnen, indem ich die Gemeinde Korb damals verlassen hatte.

Im August 2019, als ich nach Korb ging, um einen neuen Reisepass zu beantragen, wurde ich von der Amtsleiterin in ihr Büro gebeten. Dort setzte sie mich massiv unter Druck und forderte mich auf, mich abzumelden. Sie drohte mir unverhohlen, mein Leben vollständig zu zerstören, wenn ich dieser Aufforderung nicht nachkäme. Alles, was ich bisher erlebt hatte, wäre im Vergleich dazu nichts gewesen, sagte sie.

Ich hatte Korb Anfang 2018 verlassen, nachdem ich nur 24 Stunden in einem Asyl dort verbracht hatte, mich aber nie offiziell abgemeldet. Von einer Beamtin so bedroht und genötigt zu werden, war eine Erfahrung, die mir zutiefst missfiel. Für mich war klar, dass eine solche Person in Deutschland nicht in einer behördlichen Position sein sollte. Um die Situation zu entschärfen, meldete ich mich schließlich ab, nachdem ich meinen Reisepass erhalten hatte.

Seit diesem Moment habe ich keinen festen Wohnsitz mehr – eine Entscheidung, die aus dieser Nötigung und dem empfundenen Unrecht resultierte. Nun war ich ein Nomade ohne feste Basis, doch das Leben ging weiter.


Diese kurze Geschichte schildert meinen Weg in das Leben als Nomade, wie ich mit dem Reisen begann und wie mein neues Leben Gestalt annahm. Inzwischen lebe ich seit über sieben Jahren als Nomade und ziehe durch die Welt.

Hätte Deutschland mich nicht so behandelt und mir meine Rechte entzogen, hätte ich nicht als „Sklave“ bei Bianca K. und ihrer Familie gelebt, wäre mein Leben heute ganz anders und ich wäre kein Minimalist und Nomade.