Während viele Jugendliche in der Pubertät aufmüpfig werden, war ich eher der nette Junge von nebenan, mit dem die meisten gut auskamen. Doch in der Schule erlebte ich eine ganz andere Realität. Auf dem Heimweg wurde ich regelmäßig von einer Gruppe älterer Schüler verprügelt, meist bestehend aus drei bis fünf Jungen, die aus meiner Klasse kamen. Diese sitzengebliebenen Schüler hatten es sich zur Aufgabe gemacht, mich in den Pausen oder auf dem Nachhauseweg zu drangsalieren. Sie zogen mich in eine Ecke, verprügelten mich oder warfen mich in Dornenbüsche. Diese Jahre der Misshandlung fanden erst in meinem letzten Schuljahr ein Ende, als der Fall vor Gericht kam und die Täter verurteilt wurden. Auch wenn die Strafen lächerlich gering waren, bedeutete es zumindest eine Art Gerechtigkeit für mich.
Diese Erlebnisse führten dazu, dass ich meine Angst verlor und lernte, dass man in schwierigen Situationen durchhalten muss. Diese Lektion half mir später, ein guter Soldat zu werden, den man nicht leicht auf die Knie zwingen konnte.
Nach der Gerichtsverhandlung kehrte etwas Ruhe in mein Leben ein, und ich begann eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Doch die Diskriminierung blieb. Oft fühlte ich mich als Außenseiter, was ich auf meine Herkunft zurückführte. Es fiel mir schwer, zu meiner Identität zu stehen, und ich wünschte mir oft, ganz normal zu sein. Mit 14 zog meine Oma, die nicht mehr alleine leben konnte, zu meiner Tante, und in dieser Zeit begann ich, meine Herkunft zu verleugnen.
Ich schloss die Schule ohne größere Probleme ab, auch wenn ich oft unterfordert war. Der Unterricht langweilte mich, und ich schlief häufig während der Stunden. Hausaufgaben machte ich selten, was mir regelmäßig Ärger einbrachte.
Neben mir saß ein Junge, der etwas älter war als ich und ebenfalls Schwierigkeiten in der Schule hatte. Eines Tages fragte er mich, ob er bei mir abschreiben könne, da er bemerkt hatte, dass ich trotz meiner Unaufmerksamkeit gute Noten schrieb. Im Gegenzug bot er an, meine Hausaufgaben für mich zu erledigen. Zunächst war ich skeptisch, ob der Lehrer das bemerken würde, doch er versprach, alles so umzuformulieren, dass es niemandem auffiel. So entstand eine Abmachung: Ich schrieb in der Pause vor dem Unterricht seine Hausaufgaben ab, und er schrieb während der Klassenarbeiten bei mir ab.
Das funktionierte über Jahre hinweg problemlos, bis ich im letzten Schuljahr plötzlich beschuldigt wurde, bei einem anderen Schüler abgeschrieben zu haben, der weit von mir entfernt saß. Die Lehrer waren skeptisch, und ich konnte nicht erklären, wie es zu den Ähnlichkeiten kam. Später stellte sich heraus, dass der Junge, der bei mir abgeschrieben hatte, seine Lösungen mittlerweile an die ganze Klasse weitergab. Die meisten änderten ihre Antworten leicht ab, doch bei einem Schüler waren die Ähnlichkeiten zu meinen Lösungen zu offensichtlich.
Das machte mich wütend, denn selbst die Jungs, die mich schikanierten, profitierten nun indirekt von mir. Dennoch fand ich die Situation auf eine gewisse Weise auch amüsant.
Mit der Abschlussprüfung war diese Phase vorbei. Auf der Berufsschule musste ich meine Hausaufgaben allein machen, und niemand schrieb mehr bei mir ab. Dennoch meisterte ich sowohl die Schulzeit als auch die Ausbildung irgendwie problemlos. Kurz vor den Prüfungen überkam mich oft das Gefühl, dass ich lernen musste, und ich bereitete mich im Schnelldurchgang vor. Zu meiner Überraschung bestand ich mit guten Noten, und meine Mutter konnte nie verstehen, wie ich das so entspannt hinbekommen hatte. Bis heute habe ich darauf keine klare Antwort – es funktionierte einfach.