Als ich volljährig wurde, war ich mitten in meiner Ausbildung zum Industriemechaniker, die ich erfolgreich abschloss. Danach arbeitete ich ein Jahr lang in dem Unternehmen, in dem ich gelernt hatte. Diese Zeit war von Mobbing geprägt, aber das verdiente Geld ermöglichte mir meine erste große Reise – eine Reise, die ursprünglich als einzige geplant war, bevor ich zurückkommen, arbeiten, ein Haus bauen, eine Freundin finden und eine Familie gründen wollte. Doch das Leben folgt nicht immer den eigenen Plänen. „Es ist nichts so beständig wie die Unbeständigkeit.“

Meine Reise führte mich für etwa ein Jahr quer durch die USA. Ich flog von Frankfurt nach Atlanta und weiter nach Fayetteville, wo ich mir einen Ford Escort kaufte und ein paar Veränderungen daran vornahm. Dann fuhr ich von Lumberton, NC, in Richtung Süden nach Florida und weiter zur Westküste. Ich lebte einige Monate in diesem Auto: Der Kofferraum war meine Küche und Kleiderschrank, der Fahrersitz mein Bett und die Rückbank mein Lager, wo ich tagsüber mein Schlafzimmer verstaute. Über der Hutablage hatte ich eine Wäscheleine, um meine Kleidung zu trocknen. Es war nicht ideal, aber ich vermisse diese Zeit.

Mit meinem schwarzen Ford Escort, dessen Scheiben getönt waren und der eine rote Leiste hatte, fuhr ich von Küste zu Küste. Ich besuchte Orte wie New Orleans, Houston und Phoenix, wanderte im Grand Canyon und fuhr durch das „Death Valley“ nach San Francisco. Dann folgte ich dem Highway 101 nach Norden, bis ich in Oregon in einem kleinen Ort namens West Linn landete. Diese Gegend südlich von Portland wurde zu meinem Zuhause, und ich unternahm viele Wanderungen in der Gorge.

Ich im Grand Canyon

Als meine Zeit in den USA endete, nahm ich meinen Escort und fuhr zurück an die Ostküste. Mein Rückflug ging von Fayetteville, und ich war am anderen Ende des Kontinents. Der Rückweg führte mich durch Utah, Colorado, New Mexico, Oklahoma und Louisiana, dann über Atlanta nach Lumberton. Dort verkaufte ich mein Auto und flog zurück nach Frankfurt.

Als ich zurück in Deutschland war, geriet ich in ernste Schwierigkeiten mit dem Staat. Man verhaftete mich, und ohne Zugang zu einem Anwalt wurde ich gefoltert und geschlagen. Immer wieder stellte man mir im Verhör dieselben Fragen: Warum ich nach Deutschland gekommen sei, welche Aufgabe ich hier hätte und für wen ich arbeiten würde. Trotz meiner wiederholten Beteuerungen, dass ich nichts wüsste, schenkte mir niemand Glauben.

Die Tortur zog sich über eine gewisse Zeit hin. Ich war nackt in einem unterkühlten Raum eingesperrt, der vollständig weiß gefliest war. Es änderte sich die Situation, als man einen Tisch und zwei Stühle in den Raum stellte. Ein Mann trat ein, der ganz anders war. Er sprach freundlich und ruhig mit mir, es gab keine Schläge mehr, keine Elektroschocks und auch keine bedrohlichen Psychopathen mehr. Nur er und ich – er führte ein normales Gespräch mit mir.

Nach einer Weile stand er auf und verließ den Raum. Kurz darauf hörte ich jemanden draußen sagen, er solle die Tür schließen. Der Mann antwortete nur, ich sei unschuldig und wisse wirklich nicht, worum es gehe. Plötzlich warf man meine Kleidung in den Raum, sagte mir, ich solle mich anziehen und rauskommen.

Als ich dies tat, zwang man mich, ein Dokument zu unterschreiben. Lesen durfte ich es nicht. Man sagte mir lediglich, dass darin stehe, ich sei gut und korrekt behandelt worden. Falls ich etwas anderes behaupten würde, würde ich spurlos verschwinden. Kurz danach wurde ich freigelassen. Doch anstatt nach Hause zurückzukehren, wurde ich zur Bundeswehr gebracht, wo ich dann für eine gewisse Zeit meinen Dienst ableistete.

Anfangs war meine Zeit bei der Bundeswehr schwierig, und ich wurde vieler Dinge beschuldigt. Doch später klärte sich alles auf, und ich erlebte eine Welt, die mich einerseits enttäuschte, mir aber auch sehr gut gefiel. Ich verbrachte einige Zeit in Calw und verließ die Bundeswehr einige Jahre später als Feldwebel.

Während meiner Zeit bei der Bundeswehr gründete ich ein IT-Unternehmen, das recht gut lief. Aber nichts währt ewig, und Menschen verändern sich. Ich erkrankte schwer und fiel ins Koma. Nach meiner Genesung musste ich alles neu erlernen, vom Gehen bis hin zum Lesen und Schreiben.

In der Klinik Hohenurach wurde ich entmündigt, und mein Leben löste sich auf. Später wurde ich zu einem Sklaven gemacht und durchlebte eine Welt, die ich in Deutschland nie vermutet hätte. Ich wurde beschuldigt, von der Polizei verhört, und ein Mann vom Bundesamt für Verfassungsschutz sagte mir, ich solle schweigen – Deutschland habe genug Skandale und brauche diesen nicht auch noch.

Aber das ist eine andere Geschichte.